Ein Blick in mein Buch „Feier das Leben bunt und herzehrlich“.
In den letzten Kapiteln habt ihr bereits sehr viel über Bindungs- und Entwicklungstraumata erfahren. Und darüber, wie sie unser Leben nachhaltig prägen. Stellt euch einmal vor, wie es wäre, wenn viele Menschen über dieses Wissen verfügen und sich auf den Weg zu mehr beziehungsfähig machen würden? Wer beginnt, sein Trauma aufzulösen, der beginnt auch gleichzeitig damit seine Sicht in die Welt zu verändern. Es ist ein Weg in die eigene Lebendigkeit und gleichzeitig auch geistige Freiheit im Innen wie Außen. Alle Begegnungen sind nicht mehr von Angst, Not und Abwehrreaktionen geprägt, sondern ermöglichen eine neue Form der Begegnung und des wirklichen Austauschs. Ein Trauma ist nie ganz weg, doch es verliert zunehmend seine Dynamik und wir lernen uns zu beobachten. Genau diese Beobachtung und das Spüren im Hier und Jetzt braucht es auch, um sich ehrlich mitteilen zu können. Doch wie genau kann dies ausschauen? Um sich der Methode von Gopal Norbert Klein anzunähern, möchte ich euch erst einmal sagen: Ehrliches Mitteilen öffnet unser Herz und ermöglicht uns wirkliche und wahre Begegnungen im Miteinander. Und da wir uns einem anderen Menschen gegenüber zeigen, schwingt auch gleichzeitig immer etwas von den Glaubenssätzen, Mustern, Ignorieren, Manipulieren, kämpfen sowie der Scham und Schuld in uns mit. Daher ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und in sich hineinzuhören, besser noch zu fühlen. Aus diesem Grund widmet sich das Ehrliche Mitteilen auch drei Erlebensebenen nämlich der Körperebene, der emotionalen Ebene und der Gedankenebene. Da wir uns gerne gegenseitig regulieren ist es wichtig bei sich zu bleiben und die eigenen Befindlichkeiten wahrzunehmen. Sich authentisch und ehrlich auszutauschen braucht eine Bereitschaft einander zuzuhören, um zu verstehen und nicht nur um zu antworten. Mir persönlich gefällt diese Methode supergut, da ich immer davon ausgehen kann, dass ich Aussagen mit meinem Wahrnehmungsfilter aufnehme und mein Gegenüber vielleicht etwas ganz anderes gemeint hat. Um dennoch bei mir und gleichzeitig beim Gegenüber bleiben zu können gefällt mir Gopals strukturierter Prozess, welcher mich dabei unterstützt, meine Energie zu halten, mein Nervensystem und auch jenes meines Gegenübers zu verbinden und somit in meine Entspannung zu kommen. In den Kapiteln über die NARM-Methode habe ich schon häufiger darüber gesprochen, dass es wichtig ist, sich und andere neugierig zu erkunden. Und genau diese Fähigkeit braucht es im ehrlichen Mitteilen. Doch wie genau sieht der Ablauf des ehrlichen Mitteilens aus? Ihr verabredet euch mit einer Person, mit der ihr euch ehrlich Austauschen und Mitteilen möchtet. Danach vereinbart ihr untereinander, wer das Gespräch beginnen möchte. Nun spricht die erste Person zehn Minuten, ohne dabei unterbrochen zu werden, und zwar über das, was sie jetzt in diesem Moment bewegt, also wie sie sich aktuell in diesem Moment wahrnimmt. Dabei nutzt sie die drei bereits erwähnten Erlebensebenen nämlich: o die Körperempfindungen o die Emotionen o die Gedanken Es ist dabei wichtig möglichst authentisch jetzt in diesem Moment den Körper, die Gefühle und den Geist wahrzunehmen und auszusprechen was da ist. Ungeachtet dessen, ob das, was ich zum Ausdruck bringe meinem Gegenüber gefällt oder nicht. Die zweite zuhörende Person ist mit ihrer 100%igen Aufmerksamkeit beim Gegenüber und versucht der sprechenden Person ehrlich und echt zuzuhören. Nach zehn Minuten wird dann gewechselt ohne das soeben gehörte zu kommentieren. Um sicher zu stellen, dass wir beim Ehrlichen Mitteilen bleiben, wird jeder Satz auf folgende Weise begonnen: o Körperebene: Ich spüre…..(Körperempfindungen wie Schmerz, Druck, Entspannung…..) im (benennen des Körperteils) o Gefühle: Ich fühle….(aktuelles Gefühl wie Trauer, Wut, Freude….) o Gedanken: Mein Kopf denkt…. z.B. dass ich mich nicht zumuten darf, dass ich nicht in Ordnung bin, dass ich so etwas nicht aussprechen darf…) Wichtig ist: keine Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen, auch keine Geschichten aus der Zukunft und die eigenen Grenzen zu wahren. Wir müssen nicht mehr aussprechen als unser Nervensystem uns erlaubt. Und die Aufmerksamkeit liegt immer beim Sprechenden, weswegen wir einander aktiv zuhören, ohne zu unterbrechen. Ich habe im Neuro Linguistischen Programmieren (NLP) gelernt, das alles, was nicht über meinen Lippen gesprochen werden kann, auch nicht gesagt werden muss. Für mich war das ehrliche Mitteilen am Anfang eine wirkliche Herausforderung, weil ich beim Aussprechen tatsächlich sehr intensiv mit mir selbst und dadurch natürlich auch mit meinem Gegenüber konfrontiert wurde. In dem Moment hat mir die Aussage, der Austausch zählt, nicht der Inhalt wirklich entlastet. Und die Tatsache, dass es egal ist, welche Gefühle du deinem Gesprächspartner gegenüber hast. Entscheidend ist das sich ehrliche Mitteilen, ohne mit der Aussage identifiziert zu sein. Denn dann gelingt eine wirkliche Verbindung zwischen zwei Menschen. Lasst euch gerne einmal überraschen, was dabei entstehen kann. Und seit liebevoll mit euch. Es braucht manchmal etwas Übung.