Wir Menschen sind gut darin, zu delegieren und Fehler sowie Optimierungslösungen außerhalb von uns selbst zu suchen, mit voller Konzentration auf das, was vor uns liegt. Weniger gut sind wir, wenn es darum geht, den Blick nach innen zu lenken. Dabei sollte Führung mit Selbstführung beginnen. Selbstführung ist enorm wichtig, um authentisch und glaubhaft aufzutreten und andere Menschen führen zu können. Der erste und wichtigste Schritt im Bereich achtsamer Führung, und damit einhergehend Selbstmanagement und Selbstführung, ist die Selbstreflexion.
Führung bedeutet nicht nur, Strukturen innerhalb des Teams oder des Unternehmens schaffen zu wollen, sondern diese Strukturen auch auf den eigenen Geist und das eigene Vorgehen zu übertragen. Eine besondere Herausforderung im Bereich Führung betrifft das Feedback. Feedback ist nicht nur auf Mitarbeiter oder Personen im Umfeld anzuwenden, sondern auch auf die eigene Person. Dabei ist es wichtig, sich selbst und seine Gefühle zu beobachten. Ein hilfreiches Instrument kann dabei der Gefühlsnavigator aus der Gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg sein.
Intuitiv haben Emotionen und Gefühle am Arbeitsplatz nichts verloren. Das ist zumindest die gängige Meinung, obwohl Emotionen wie Freude, Wut, Neid und Zorn im Arbeitsleben tagtäglich stattfinden und erlebt werden. Emotionen sind der Schlüssel zu einer Identifikation mit dem Arbeitsplatz. Sowohl negative als auch positive Emotionen fördern die Authentizität der führenden Persönlichkeit. Wichtig ist, Emotionen lesen zu können. Den so gelingt es uns reflektiert mit Gefühlen umzugehen und sie nicht ungefiltert rauszulassen. Keine Führungskraft ist perfekt, weil kein Mensch perfekt ist. Daher ist es wichtig, sich selbst dabei zu ertappen, wenn ich gedankenlos oder impulsiv reagiere. In den meisten Fällen findet sich in der anderen Person zwar der Auslöser, nicht jedoch der wahre Grund für den eigenen Gefühlsausbruch. Halten wir also fest:
Selbstführung beinhaltet drei Aspekte
- Selbsterkenntnis – mit den Aspekten Selbstreflexion, Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit auf die eigene Persönlichkeit: Wie bin ich gestrickt? Wie bin ich aufgestellt? Was sind meine Werte? Wie ist meine innere Haltung? Wo sind meine Stärken und Herausforderungen? Wo bekomme ich Kraft und Motivation und was kostet mich Nerven und Energie?
- Selbstverantwortung – die Erkenntnis, dass nur wir selbst uns steuern können und für uns verantwortlich sind. Wir sind verantwortlich für unsere Gedanken, Emotionen und Reaktionen auf das, was passiert. Wir haben das Lenkrad unseres Lebens in der Hand. Wir haben es in der Hand, wie wir unsere Energie und unsere Potentiale einsetzen.
- Selbstregulation/Selbststeuerung – nach der Selbsterkenntnis und der Selbstverantwortung kann eine effektive Selbststeuerung gelingen: Wir können unsere Gedanken und Emotionen steuern, für unseren Körper sorgen und auf unsere Ziele zugehen. Wir haben es in der Hand, wie wir unsere Kraft einsetzen.
Mein Fazit
- Für mich bedeutet Selbstführung, dass ich das Lenkrad meines „Lebenswagens“ in der Hand habe und mich selbst durch mein Leben steuere. Ich bin daher für mein Leben „selbst verantwortlich“ und kann niemand im außen dafür verantwortlich machen. (siehe Blogbeitrag Spiegelgesetze)
- Ein Mensch, der sich selbst führen kann, ist in Balance.
- Nur ein Mensch, der sich selbst führen kann, ist außerhalb einer „Hierarchischen Führungsposition“ in der Lage, andere zu führen.
- Deshalb ist Selbstführung für agile Kontexte eine Grundvoraussetzung.
- Darüber hinaus setzt es voraus, die Notwendigkeit einer solchen Balance überhaupt zu erkennen. Und das gelingt ab einem gewissen Reifegrad/ Bewusstseinsstufe einer Führungspersönlichkeit. Daher ist nicht jede Führungskraft bereit, agil zu führen.