Lange habe ich auf diese sieben Tage „Hippie-Festival“ hin gefiebert. Insgesamt 11 Tage sind tatsächlich daraus geworden. Gefühlt bin ich jedoch ein Jahr in eine andere Welt abgetaucht. Eine Welt von Herzbegegnungen, Ursprünglichkeit, Vielfalt, Bewusstsein und der Bewusstwerdung sowie der „heilenden Klänge“. Die Healing hat ihre eigene Energie und diese wechselt von Tag zu Tag. Nicht jeder kann diese Energie aushalten. Manchen macht sie Angst und konfrontiert sie unweigerlich mit den eigenen, noch unerlösten, Schattenthemen.

Ich durfte die Geburtsstunde des „Flying Carpet“ miterleben. Nicht, dass dies von mir geplant gewesen wäre, doch das Leben hatte sich mein Dabeisein gewünscht. So führte mich mein Weg, gerade auf dem Festivalgelände angekommen, gleich in den unberührten Zauberwald. Dort durfte ich auf unterschiedliche Art und Weise wirken. Um das urbane Gelände in einen „Chillout- und „Workshop-Space“ zu verwandeln, war neben den Landschafts- und Gartenbaukompetenzen auch Dekorationstalent gefragt. So entstand in viereinhalb Tagen ein neu erschlossenes Space auf dem Healinggelände welches all jene, die bei den Aufbauarbeiten zugegen waren, in einen spannenden Selbsterfahrungsprozess schickte. So bin ich noch jetzt tief berührt von der bewegenden Vollmondmeditation am zweiten Aufbautag. „Berührt sein“ ist überhaupt meine Essenz aus der Healing.

Ich bin ein zutiefst durchstrukturierter Mensch, der stets und ständig Prozesse anstößt und optimiert. Sicherlich zählt diese Fähigkeit zu meinen Kernkompetenzen. Und gleichzeitig macht sie mich auch blind dafür, dem Leben einfach Raum zum „sich entfalten“ zu geben. Vor lauter Planen, Ziele setzen und Prozesse optimieren folge ich zu wenig meinem Herzen. Überhaupt verfolgt mich das Gefühl, dass ich für etwas anderes angelegt wurde, als reinweg kognitiv mein Leben zu gestalten. Meine „kleine Wissenschaftlerin in mir“ resultiert aus einer gelernten Egostrategie und darf gerne gehört, jedoch nicht ausschließlich gesehen werden.

Die Healing hat mir aufgezeigt, wie schön es ist, Menschen zu begegnen, die sich selbst spüren können. Ja, sicherlich wirkt das Healing für „Erstbesucher“ etwas befremdlich, jedoch würde Clare W. Graves mit seinem Spiral-Dynamics-Bewusstseinsmodell sicherlich sagen: „Die Healing ist ein grünes Festival, also eine Veranstaltung, die auf der grünen Bewusstseinsstufe stattfindet. Und dies bedeutet natürlich auch, dass mehr oder weniger Schattenthemen auf den darunterliegenden Bewusstseinsebenen noch wirken. Erst wenn ich diese Schatten erlöse, kann ich ein gesundes grün oder gelb leben.“

Das ist nicht für jeden erstrebenswert, denn der Weg führt häufig durch den eigenen Schmerz, welcher in der Kindheit entstanden ist. Sicherlich nicht mit Absicht, denn Eltern handeln immer bestmöglich – wie jeder zu jeder Zeit bestmöglich für sich handelt und agiert. Auch wenn dies manchmal für uns nicht nachvollziehbar erscheint.

Mir fällt es fast ein wenig schwer, all jenes in Worte zu fassen, was mich aktuell nach der Healing bewegt. Mein Selbst leben zu können und in nahen Beziehungen nicht mehr „vom Ego“ gelebt zu werden, sondern dieses beobachten und auflösen zu können, ist überwältigend.

Wenn ihr euch gerade fragt: „Wovon spricht sie da?“, dann ist das völlig okay. Ich hatte bislang auch keine Idee davon und war maximal kognitiv darüber informiert. Ich bin unglaublich dankbar für die 3 Wochen vor der Healing und insbesondere für die Healing selbst. Denn in dieser Zeit ist so viel „unplanbares Leben“ passiert. Und es war so gut für mich. Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen, sondern was wir brauchen, um uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Das ist in uns angelegt. Und wenn wir etwas noch nicht gelernt und aufgelöst haben, dann wiederholen sich manche Situationen. Wir haben immer die Wahl, weiterzugehen oder stehen zu bleiben. Letzteres ist häufig der Fall, wenn wir schwer traumatisiert wurden oder so sehr mit unserem Familiensystem verstrickt sind, dass nur ein „rausgehen aus dem Familiensystem“ ein Stehenbleiben verhindern würde. Stehen zu bleiben und all jenes nicht zu leben, was in uns angelegt wurde, bedeutet oftmals auch krank zu werden. Spätestens dann zeigt sich, ob wir uns mit der Krankheit identifizieren oder diese als Weg aus dem Ego-State erkennen. Sich mit der Krankheit zu identifizieren, sofern diese noch nicht chronisch geworden ist, bedeutet auch die Verantwortung für den Weg aus dieser Krankheit zu übernehmen. Dabei zeigt mir eine Krankheit häufig auf, welche psychosomatischen Themen dahinterliegen. Leider wird dies durch unser Gesundheitssystem selten unterstützt, da die Pharmaindustrie eine zu große Lobby besitzt. Es bleibt gesellschaftlich interessant, die Menschen nicht gesund werden zu lassen, sondern lediglich funktionsfähig.

Es liegt mir fern politisch werden zu wollen, daher sei mir dieser kleine Exkurs bitte verziehen. In meiner Welt darf alles nebeneinander sein. Und sollte es mich dennoch triggern, so gilt es die Verantwortung für dieses Gefühl in mir zu suchen und nicht den anderen Menschen für mein Gefühl verantwortlich zu machen. Ich kann lediglich das Verhalten meines Gegenübers aufzeigen und jenes, was es in mir auslöst, transparent machen. Darüber hinaus möchte ich anderen Menschen keine Macht über meine Gefühlswelt ermöglichen. Wenn ich dies täte, so würde ich mich weiterhin in toxischen und co-abhängigen zwischenmenschlichen Beziehungen befinden und hätte aus meinem persönlichen „Erfahrungsraum der letzten drei Jahre“ kaum etwas mitgenommen.

Daher freue ich mich über meine persönliche „New Healing“ im Jahr 2022. Um es mit den Worten von John Strelecky, aus seinem Buch „Big five for life“ zu sagen: „Dieses Festival hatte 11 Erinnerungstage für das Museum meines Lebens.“ Für mich waren es Tage voller Ursprünglichkeit, HERZ-Ehrlichkeit, Freundschaft, kognitiver Inhalte, tiefer Begegnung, Gehalten werden, sich selbst spüren, sich abgrenzen, in Verbindung gehen, heilenden Klängen lauschen, das eigene & innere Feuer wahrnehmen und leben, sich zeigen mit allem, was da ist, Altes transformieren, sich mitteilen, sich selbst lieben, die Vielfalt sehen und erleben, dem kognitiven Geist eine Auszeit gönnen, den Minimalismus leben, erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben, mein Gegenüber sehen können – mit all dem, was die Person ausmacht -, die Schönheit des Lebens erkennen, Freiheit zu leben, mit kindlicher Neugier in die Welt blicken, aufwachen aus dem Egoschlaf, einen neuen Blick in die Welt zu erschaffen, sich wieder zu öffnen, die eigene Einzigartigkeit zu erkennen sowie Brücken in eine neue „Arbeits- und Lebenswelt“ in sich zu fühlen und damit auch in anderen erwecken zu können.

Ich bin ganz beseelt von so vielen Eindrücken und danke dem Leben, dass es passiert, während ich glaubte, Ziele verfolgen zu müssen.

 

Danke an: Flo; Marion; Bernhard, Laura und Lukas; Jürgen; Sabine; Rolf, Steffi; Aline, Shantam; Jan, Ina; Timo, Gaby, Joe, Annekathrin, Carol, Ivonne, Jens und Trutz. Ihr habt einen wundervollen Rahmen für mich geschaffen und mich auf unterschiedlichste Weise gehalten. Nur so konnte all dies (in mir) stattfinden.